Corona-Hilfen: Milliarden für die Mode
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Die deutsche Modebranche hat während der Corona-Krise staatliche Hilfen in Höhe von mindestens 6,3 Mrd. Euro erhalten. Das haben Recherchen des Magazins TextilWirtschaft (dfv Mediengruppe) ergeben. Befragt wurden die Bundesministerien für Finanzen und Wirtschaft, die Bundesagentur für Arbeit, staatliche Banken wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie zahlreiche lokale Regierungen. Zudem hat die Redaktion des Wirtschaftsmagazins die Beihilfe-Transparenz-Datenbank der EU analysiert, in der zurzeit über 2.400 Modeunternehmen eingetragen sind.
Mehr als die Hälfte der staatlichen Hilfen bestand aus sogenannten Überbrückungshilfen. Dabei handelte es sich um Zuschüsse, die viele Unternehmen dringend brauchten, um Fixkosten wie Miete und Strom bezahlen zu können. Besonders während der harten Lockdowns (März bis Anfang Mai 2020 und Dezember 2020 bis Mai 2021), welche die Umsätze vielerorts stark einbrechen ließen.
Überbrückungshilfe: Fast 3,2 Mrd. Euro für Modehändler
Der stationäre Modehandel gehörte neben der Touristik, der Gastronomie, der Hotellerie sowie den Veranstaltern von Kultur- und Freizeit-Events zu den größten Leidtragenden der Lockdowns und Zugangsbeschränkungen. So wundert es nicht, dass innerhalb der Modebranche 99 Prozent der Überbrückungshilfen an Modehändler floss: rund 3,19 Mrd. Euro. Die Modehersteller bekamen dagegen nur 202 Mio. Euro.
Die prominentesten Empfänger von Überbrückungshilfen waren etwa Galeria, Gerry Weber, Bijou Brigitte und Ludwig Beck. Der Warenhaus-Konzern Galeria, der seit Ende Oktober zum zweiten Mal ein Schutzschirm-Verfahren durchläuft, erhielt laut Bundesanzeiger Überbrückungshilfen in Höhe von 51,4 Mio. Euro. Der Damenmode-Hersteller Gerry Weber wurde 2021 mit 28,3 Mio. Euro vom Staat unterstützt. Beim Schmuck-Filialisten Bijou Brigitte waren es im selben Jahr 20,4 Mio. Euro gewesen, bei Ludwig Beck in München rund 5,7 Mio. Euro. Die vier Unternehmen haben diese Zahlen selbst vermeldet.
Neu sind die Zahlen, welche die EU-Kommission in ihrer öffentlich zugänglichen Beihilfe-Transparenzdatenbank veröffentlicht hat, die ständig aktualisiert wird. Dort finden sich derzeit u.a. der Esslinger Filialist AWG mit 21,86 Mio. Euro und der Nürnberger Modehändler Wöhrl mit 12,1 Mio. Euro. Je 12 Mio. Euro gingen an den Langenfelder Schuhfilialisten Ara, den Haibacher Modefilialisten Adler, den Augsburger Modehaus-Filialisten Schmid, an Hallhuber, Strellson und die Ravensburger Reischmann-Gruppe.
KfW-Kredite: 1,3 Mrd. Euro für Modehändler
Zweitgrößter Geldgeber war die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die 3.498 pandemiegeschädigten Modehändlern Kredite zu besonders günstigen Konditionen gewährte. Diese hatten ein Gesamtvolumen von fast 1,31 Mrd. Euro. Das ist mehr als das Doppelte der Summe, die 927 deutschen Modeherstellern zugesagt wurde, nämlich 631 Mio. Euro.
Diese Darlehen müssen stets komplett zurückbezahlt werden. Allerdings profitieren die Kreditnehmer von den niedrigen Zinssätzen der Staatsbank, die deutlich bessere Konditionen anbieten kann als private Geldhäuser, nämlich 1 bis 3 Prozent.
Die Differenz zwischen dem Referenzzins der Europäischen Kommission und dem der KfW spiegelt sich in dem sogenannten Zinszuschuss wider, der in der EU-Datenbank in der Spalte „Beihilfehöhe“ häufig auftaucht.
Mit Abstand die höchste Summe wurde P&C Düsseldorf gewährt: 135 Mio. Euro. Der Zinszuschuss betrug 3,72 Mio. Euro. Zur Verwendung und Rückzahlung des Kredits wollte sich der Multilabel-Modefilialist auf Anfrage der TextilWirtschaft nicht äußern.
Drei Viertel Milliarde aus dem WSF
Das drittgrößte Hilfspaket hat das Bundesfinanzministerium mit seinem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) geschnürt, aus dem vier Modehändler Corona-Kredite in Höhe von insgesamt 750 Mio. Euro erhalten haben: der Warenhauskonzern Galeria (680 Mio Euro), der Schuhfilialist Görtz (28 Mio. Euro) sowie die Modefilialisten Adler (10 Mio. Euro) und Orsay. Letzterer hat von den zugesagten 33 Mio. Euro nur 15 Mio. Euro abgerufen.Die Münchner Förderbank LfA hat bayerischen Modeunternehmen Kredite und Bürgschaften in Höhe von 122 Mio. Euro gewährt. Davon flossen rund drei Viertel an Modehändler (91,5 Mio. Euro), der Rest an Modehersteller.
Das Kurzarbeitergeld, das fast alle stationären Modehändler bezogen haben, ist in der Statistik nicht enthalten, weil die Bundesagentur für Arbeit nicht mitteilen möchte, wie viel Prozent der bundesweit an pandemiegeschädigte Betriebe ausgezahlten 45,4 Mrd. Euro an Modeunternehmen gingen. Frank Güntgen von der Steuerberatungsgesellschaft DHPG geht davon aus, dass der Anteil des Modehandels an den Kurzarbeitergeld-Zahlungen im zweistelligen Prozentbereich liegt.
Hier erhalten Sie eine Übersicht mit Grafiken zu den verschiedenen Coronahilfen, die deutsche Modeunternehmen erhalten haben.
Die Langfassung des Berichts finden Sie auf TextilWirtschaft.de/Corona-Hilfe. Dort gibt es weitere Zahlen, Hintergrund-Informationen, Stimmen, eine Liste der Modeunternehmen mit den höchsten Fördersummen sowie weitere Grafiken zum Herunterladen.
Die Transparenz-Datenbank der EU kann auf der Website der EU-Kommission eingesehen werden.
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