Das kosten die Insolvenzen von Galeria, P&C und Görtz den Steuerzahler
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14:30
Die Insolvenzen der drei großen Modehändler Galeria, P&C und Görtz haben den deutschen Staat nach derzeitigem Stand 710 Mio. Euro gekostet. Die KfW verliert durch die P&C-Insolvenz bis zu 130 Mio. Euro. Der Verlust, der dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundesfinanzministeriums durch die letzte Galeria-Insolvenz entstanden ist, beläuft sich auf 552 Mio. Euro. Bei Görtz sind es 28 Mio. Euro. Weitere Verluste drohen durch das Eigenverwaltungsverfahren der KaDeWe Group. Das haben Berechnungen und Recherchen des Fachmagazins TextilWirtschaft (dfv Mediengruppe) ergeben.
Am stärksten wirkt sich das zweite Eigenverwaltungsverfahren des Warenhaus-Betreibers Galeria aus: Von den insgesamt 680 Mio. Euro, die Galeria an Kredit aufgenommen hat, erhält der WSF möglicherweise nur 128 Mio. Euro zurück. Das wären fast 18,8% der geborgten Gelder. 81,2% der Hilfsgelder (552 Mio. Euro) wären somit verloren.
Die Summe könnte sich noch um bis zu 88 Mio. Euro erhöhen. Der Grund: Durch die dritte Insolvenz von Galeria ist es unwahrscheinlich geworden, dass der Staat das Nachrang-Darlehen, das bei der letzten Insolvenz bereits von 430 Mio. Euro auf 88 Mio. Euro reduziert wurde, in voller Höhe zurückerhält. Nachrang-Darlehen werden schließlich nachrangig bedient. Das heißt: Der Staat erhält erst nach allen anderen Gläubigern Geld.
Den Verlusten stehen mögliche Einnahmen gegenüber, die der Staat erzielen kann, wenn er Käufer für die Sicherheiten findet, die Galeria dem WSF im Rahmen der Kreditverträge gegeben hat. Dabei handelt es sich vor allem um die Beteiligungen von Galeria am Online-Marktplatz-Betreiber Hood Media (Hood.de) und an der belgischen Warenhaus-Kette Inno. Sie könnten Erlöse im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich einbringen.
P&C: KfW muss mindestens 125,5 Mio. Euro zahlen
Erheblich weniger Geld verliert der deutsche Staat durch die Insolvenz des Modefilialisten P&C Düsseldorf, und zwar bis zu 130,26 Mio. Euro. Grundlage der Berechnung ist vor allem der Insolvenzplan, welcher der TextilWirtschaft vorliegt. Demnach haben elf Kreditinstitute dem Düsseldorfer Einzelhändler insgesamt 338,85 Mio. Euro geliehen. Davon ist mehr als die Hälfte (55,3%), die Summe von 187,50 Mio. Euro, zu 80% durch Bürgschaften der staatlichen Förderbank KfW abgesichert.
Die KfW muss jedoch nicht für den gesamten Zahlungsausfall in Höhe von knapp 187,50 Mio. Euro aufkommen. Denn die Banken, die die sogenannten Corona-Kredite gewährt hatten, erhalten nach Berechnungen der TextilWirtschaft für diese Darlehen aus der Insolvenzmasse von P&C Düsseldorf anteilig insgesamt 24,67 Mio. Euro. Unternehmensnahen Kreisen zufolge wurden diese sogenannten Insolvenzplan-Quoten noch nicht ausgezahlt.
Nach der Ausschüttung sinkt der Kreditausfall auf 162,83 Mio. Euro. Davon steht die KfW – und damit der Steuerzahler – nur zu 80% ein. In der Folge reduziert sich die Summe, mit der das Kreditinstitut für die P&C-Insolvenz aufkommen muss, auf den genannten Höchstbetrag von 130,26 Mio. Euro.
Der Kreditausfall der KfW in Höhe von rund 130,26 Mio. Euro könnte sich auf 125,54 Mio. Euro reduzieren. Und zwar dann, wenn P&C Düsseldorf das laufende Geschäftsjahr wie geplant mit einem Gewinn in Höhe von 28 Mio. Euro abschließt und das folgende mit einem Profit von 26,2 Mio. Euro. Von den Überschüssen soll laut Insolvenzplan jeweils ein Viertel an die Gläubiger gehen. Fällt der Gewinn geringer aus als geplant, verringert sich die Ausschüttung anteilig. Es sei denn, P&C Düsseldorf macht weniger als 6 Mio. Euro Gewinn. Dann gehen die Gläubiger leer aus.
Die 28 Mio. Euro, die sich der Schuhfilialist Görtz geliehen hat, wird der Staat nicht zurückerhalten. „Die ausgezahlten Mittel zugunsten der Ludwig Görtz GmbH wurden aufgrund der eingetretenen Insolvenz vollständig wertberichtigt", heißt es im Geschäftsbericht des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF).
Hohe Verluste durch KaDeWe-Insolvenz möglich
Seit diesem Montag droht der öffentlichen Hand ein weiterer insolvenzbedingter Verlust. Grund ist der Insolvenzantrag, den die KaDeWe Group in Berlin gestellt hat. In der Folge besteht die Gefahr, dass die Bank, die der Department Store-Betreiberin im ersten Corona-Jahr 2020 einen Kredit in Höhe von bis zu 90 Mio. Euro gewährt hat, auf einen Großteil der Rückzahlungen verzichten muss.
Das Kreditinstitut würde sich das Geld dann beim Bundeswirtschaftsministerium und den Bundesländern Hamburg, Bayern und Berlin zurückholen, die eine Ausfallbürgschaft für den Kredit gegeben haben. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte auf Anfrage der TextilWirtschaft mit, dass der Bund im Rahmen der Bürgschaft die Hälfte des Risikos übernehme. Den Rest würden sich die Bundesländer Hamburg, Bayern und Berlin teilen, in denen die KaDeWe Group die Luxus-Kaufhäuser Alsterhaus, Oberpollinger und KaDeWe betreibt.
Grafiken zum Download oder Einbetten:
Galeria-Pleite kostet den Staat derzeit 552 Mio. Euro
https://datawrapper.dwcdn.net/Nqfci/3/
So hat sich Galeria von 2017 bis 2022 entwickelt
https://datawrapper.dwcdn.net/GviB1/3/
Signa und P&C bei Modepleiten vorn
https://datawrapper.dwcdn.net/4erl3/12/
Signa dominiert Insolvenzgeschehen in der Mode
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Galeria bei Corona-Hilfen klar vorn
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