Choreograf Alexei Ratmansky über Putin, Tschaikowski und den Krieg in der Ukraine
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Exklusiv-Interview mit der Zeitschrift tanz
Exklusiv-Interview mit der Zeitschrift tanz
Der international tätige Choreograf Alexei Ratmansky zählt zu den schärfsten Kritikern Wladimir Putins in der Tanzwelt. Er selbst ist in Sankt Petersburg geboren, seine Familie in der Ukraine verwurzelt. In einem Interview mit der Zeitschrift tanz (Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH, dfv Mediengruppe) äußert sich Ratmansky zu zahlreichen kulturellen und politischen Fragen, so auch zur Problematik eines Boykotts russischer Kunst.
Kurz vor der Uraufführung seiner „Tschaikowski-Ouvertüren“ am Bayerischen Staatsballett sagte Ratmansky dem Magazin: „Es führt kein Weg daran vorbei, dass Tschaikowski nichts mit diesem Krieg zu tun hat – er war ein Humanist durch und durch. Er gehört nicht dem russischen Staat, sondern der Welt. Man darf ihn auf keinen Fall Putin und seiner Gang überlassen.“ Auch was die Annexion der Krim 2014 betrifft, vertritt Ratmansky eine klare Meinung: „Wir waren zu naiv und zu dickhäutig. Wir haben gedacht, es werde bei diesem Schritt bleiben, Putin werde nicht weitergehen. Erst im Nachhinein begreift man, was für ein perverser Plan da seit langem ausgeheckt wurde.“
Bei Ausbruch des Krieges vor einem Jahr war der Vierundfünfzigjährige gerade mit einer Neuinszenierung am Moskauer Bolschoi-Theater beschäftigt. Er verließ umgehend das Land und ging zurück in seine Wahlheimat New York. Ratmanskys Eltern und Schwiegereltern harren in Kiew aus, müssen wie Millionen andere ständig um ihr Leben fürchten, wie der Künstler berichtet: „Das alles nur wegen eines verrückten kriminellen Faschisten im Kreml.“ Obwohl der Choreograf glaubt, dass die militärische Auseinandersetzung am Ende des Jahres vorbei sein wird, wagt er keine Prognose für Russland: „Die Propaganda hat die Leute regelrecht infiziert. Und ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, was passieren muss, damit der Hebel umgelegt wird.“ Er selbst wird nicht nach Russland zurückkehren, solange Wladimir Putin an der Macht ist. Seit 2009 Artist in Residence des American Ballet Theatre, wechselt Ratmansky im Sommer in gleicher Funktion zur Konkurrenz, zum New York City Ballet. Der Tanzschöpfer hat sich sowohl mit zahlreichen Klassiker-Rekonstruktionen (etwa „Schwanensee“ für das Ballett Zürich, 2016) als auch mit eigenen Werken einen Namen gemacht.
Das ganze Interview „Im Krieg“ ist nachzulesen in der Februar-Ausgabe von „tanz – Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance“.
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