Branchenecho: Fleischwirtschaft verliert Marge und Menge
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Das halbjährliche Branchenecho der Fleisch- und Wurstindustrie in Deutschland zeigt große Umwälzungen in der produzierenden Fleischindustrie. Bei der Befragung der Fleischmedien der dfv Mediengruppe und der Managementberatung Ebner Stolz zeigen sich die befragten Unternehmer starkem Druck des Handels ausgesetzt.
„Das Branchenecho zeigt, insbesondere Fleischverarbeiter haben massiv an Marge verloren“, sagt Klaus Martin Fischer, Partner der Managementberatung Ebner Stolz. „Während die Verbraucherpreise über alle Segmente stark angestiegen sind, konnte die Industrie ihre gestiegenen Produktionskosten nicht adäquat an den Handel weitergeben.“ Für Christian Schnücke, Gesamtverlagsleiter der Agrar-, Back- und Fleischmedien bei der dfv Mediengruppe stellt sich im Branchenecho dennoch heraus, wie die Unternehmer der Krisensituation trotzen: „Vielfalt zahlt sich gerade in diesen Zeiten aus. Ob Handwerk, Mittelstand oder Global Player. So vielfältig wie die Branche ist, so vielfältig stellt sie sich auf und erweitert ihr Angebot.“
Weitere Mengenverluste bei Schwein und Rind
Während die mittelständischen Betriebe der Fleischwirtschaft angeben, ihre Produktionsmengen halten zu können, verlieren insbesondere die großen Unternehmen im Bereich Schwein und Rind an Menge. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen der Branche müssen mit einem geringeren Absatzvolumen kämpfen. Im Durchschnitt geben die Befragten an, 10% weniger Menge abgesetzt zu haben.
Margenverluste gegenüber dem Handel
Doch nicht nur die Mengen gehen den Befragten der Fleischwirtschaft verloren, auch ihre Margen. Ein Großteil der Unternehmen (>75%) bleibt auf gestiegenen Kosten vollständig oder zum Teil sitzen. Als Grund geben die Unternehmen an, dass der Lebensmitteleinzelhandel die Weitergabe der Kostensteigerungen blockiert. 28% der befragten Unternehmer geben sogar an, dass bislang keine Anpassung der Preise vorgenommen werden konnte. Trotzdem sind die Verbraucherpreise für Fleisch und Wurstwaren deutlich gestiegen.
Steigende Überkapazität und Möglichkeit der Werksschließungen
Aufgrund der Mengenverluste sind mehr als zwei Drittel der Befragten mit der Auslastung ihrer Werke nicht zufrieden. Zahlreiche Unternehmen haben daher bereits reagiert und ihre Produktion heruntergefahren und Schichten und Produktionstage gestrichen. Sogar Werksschließungen können sich immer mehr der Befragten vorstellen (10%). Die Aussichten für die nächsten sechs Monate sehen die Unternehmer skeptisch. Rund 40% der Unternehmen gehen von weiteren Umsatzrückgängen von durchschnittlich 10% aus.
Suche nach Allianzen
Als weitere Handlungsoption in der Krise sehen 61% der Unternehmer eine Allianz oder Kooperation als probates mögliches Mittel zu bündeln und sich erfolgreich für die Zukunft aufzustellen. Nur noch knapp jedes vierte Unternehmen beschäftigt sich derzeit nicht mit einer möglichen Zusammenarbeit.
Nebeneffekt: Personalmangel schwindet
Das Thema Fachkräftemangel ist weiterhin eine der größten Herausforderungen der Unternehmer. Zwar geben noch 57% der Befragten an, dass ihnen Mitarbeiter fehlen, jedoch sind dies 20% weniger als vor einem Jahr. Grund für diese Entspannung ist die sinkende Auslastung der Betriebe und der damit verbundene Personalabbau. Wichtigste Zukunftsherausforderung ist für 86% der Unternehmer die politische Agrarwende. 67% sehen die anhaltende Inflation und einen weiteren Konsumrückgang als größte Herausforderungen für die nächsten 12 Monate.
Verbrauchertrend Preiseinstieg
Aufgrund der hohen Inflation und stark gestiegenen Preisen für Fleisch und Wurstwaren sehen sich 100% der Befragten der Forderungen nach preiswerten Produkten ausgesetzt. Preiseinstiegsprodukte wie Mortadella oder Kochschinken werden gegenüber Spezialitäten und aufwendigeren Produkten klar bevorzugt. Daraus folgt auch, dass die Befragten weniger Interesse an anderen Produktkriterien sehen. So sehen zwar 67% der Befragten regionale Produkte als wichtig an, dies sind aber -10% gegenüber dem Herbst 2022.
Skepsis gegenüber Haltungswechsel
Die aktuelle Preissensibilität führt auch dazu, dass nur noch 10% der Befragten an den Haltungswechsel der Stallhaltungssysteme glaubt. Gerade einmal jeder Zehnte sieht, dass sich nach den Ankündigungen des Handels die Haltungsform 3 und 4 dauerhaft durchsetzen. 95% rechnen stattdessen damit, dass sich die Nachfrage nach Preiseinstiegsprodukten entwickelt.
Bioquote unrealisisch
Diese Skepsis gegenüber Produktanforderungen setzt sich auch bei den Bioprodukten fort. 81% der Befragten halten das Ziel von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, ein Biosegment von bis zu 30% der Gesamtmenge zu erreichen, für unrealistisch.
Hintergrund:
Das Branchenecho Fleischwirtschaft wird gemeinsam von den Fleisch-Medien der dfv Mediengruppe und der Managementberatung Ebner Stolz durchgeführt. Befragt werden halbjährlich die 100 umsatz-stärksten Unternehmen der Fleisch- und Wurstindustrie in Deutschland. Die Onlinebefragung wurde erneut durch die Business Target Group (BTG), einer hundertprozentigen Tochter der dfv Mediengruppe, durchgeführt.
Kontakt:
Ebner Stolz
Klaus Martin Fischer, Partner
Tel. +49 69 450907-220
klaus-martin.fischer@ebnerstolz.de
Mendelssohnstraße 87
60325 Frankfurt am Main
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